Kreishandwerkerschaften und Kammer haben Betriebe befragt.
Auszubildende von heute sind die Fachkräfte von morgen. In keinem Wirtschaftsbereich gilt das mehr als im Handwerk. Weil die meisten Handwerksbetriebe ihre Fachkräfte nicht aus anderen Wirtschaftszweigen gewinnen können, bilden sie im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlich aus. Doch nicht alle angebotenen Stellen können besetzt werden. Die Handwerksorganisation aus Kammern, Kreishandwerkerschaften und Innungen hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, dieses Problem massiv anzugehen und in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Um künftige Aktivitäten weiter zu optimieren, haben die Kreishandwerkerschaften Bremen sowie Bremerhaven Wesermünde in Kooperation mit der Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe zur Ausbildungssituation befragt.
121 der 147 teilnehmenden Betriebe (82 Prozent) hatten 2023 die Einstellung von einem oder mehreren Auszubildenden geplant. 60 Betrieben (49,6 Prozent) davon ist dies bis zum Ende des Befragungszeitraums Mitte August auch voll umfänglich gelungen. 24 Betriebe (19,8 Prozent) konnten nicht alle ihrer angebotenen Ausbildungsstellen besetzen, 37 der Betriebe (30,6 Prozent), die Auszubildende einstellen wollten, hatten bis Mitte August keine Stelle besetzt.
31 der 61 Betriebe, die eine oder mehrere Ausbildungsstellen nicht besetzen konnten, führten dafür als häufigste Ursache Bewerbungen von nicht geeigneten Kandidaten oder Kandidatinnen an. Damit wurde dieser Grund von mehr als der Hälfte (rund 51 Prozent) der Antworten am häufigsten genannt. Möglich waren mehrere Antworten. Zweithäufigste Ursache war das gänzliche Ausbleiben von Bewerbungen (22 Betriebe, 36 Prozent). Bei 20 Betrieben (33 Prozent) haben sich Bewerberinnen oder Bewerber nicht zurückgemeldet.
Mehrheit für verstärkte Berufsorientierung
Auf die Frage, welche Maßnahmen am geeignetsten wären, um die Zahl der geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zu erhöhen, wünschten sich 106 Betriebe (72,1 Prozent) eine noch intensivere Berufsorientierung an Schulen, 66 Betriebe (50,3 Prozent) mehr verpflichtende Schüler-Praktika, 56 Betriebe (40,8 Prozent) mehr Berufsorientierung im Hinblick auf die duale Ausbildung an Gymnasien und gymnasialen Oberstufen und 49 Betriebe (36,1 Prozent) mehr Werkunterricht.
Um für ihre freien Ausbildungsplätze zu werben, nutzen die Betriebe ein breites Spektrum von Kommunikationskanälen. 84 der 124 Betriebe, welche auf diese Frage geantwortet haben (67,7 Prozent) gaben an, ihre Stellen bei der Agentur für Arbeit zu melden. Die Stellenbörse der Handwerkskammer nutzen 60 der antwortenden Betriebe (48,4 Prozent). Klassische Stellenanzeigen in gedruckter Form oder online schalten 45 Betriebe (36,3 Prozent). Die Sozialen Medien Instagram und Facebook nutzen jeweils 36 (29 Prozent) und 41 Betriebe (33,1 Prozent) Betriebe. TikTok wird lediglich von einem Betrieb genutzt, YouTube von drei Betrieben. 29 Betriebe (23,4 Prozent) gaben an, sich auf Ausbildungsmessen zu präsentieren.
Wenn es darum geht, Auszubildende mit Lernschwierigkeiten oder bei anderweitigen Problemen, die den Ausbildungserfolg verhindern könnten, zu unterstützen, gibt es ein breit gefächertes, bei den Betrieben vergleichsweise bekanntes Angebot. 104 Betriebe (70,8 Prozent) gaben an, die Angebote der Agentur für Arbeit oder der Jugendberufsagentur wie zum Beispiel Ausbildungsbegleitende Hilfen oder die Assistierte Ausbildung zu kennen. Die Ausbildungsbegleitung bei der Handwerkskammer ist 98 Betrieben (66,7 Prozent) vertraut, Nachhilfeangebote einzelner Innungen 62 Betrieben (42,2 Prozent).
Sozialkompetenz ist wichtiges Einstellungskriterium
Unter den 33 Betrieben, die angaben, nicht ausbilden zu wollen, nannten acht (24,2 Prozent) als Grund den Mangel geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern oder generell das Ausbleiben von Bewerbungen. Ebenso viele beriefen sich auf Zeitmangel. 7 Betriebe (21,2 Prozent) wollen nicht ausbilden, weil sie schlechte Erfahrungen mit Auszubildenden gemachten haben. Sie monieren zum Beispiel mangelnde Motivation oder hohe Fehlzeiten. Bei 6 Betrieben (18,2 Prozent) spielen die Kosten eine Rolle.
Bei der Frage an die nicht ausbildenden Betriebe, was sie davon überzeugen könnte, wieder Auszubildende einzustellen, gaben 15 von 31 antwortenden Betrieben (48,4 Prozent) eine höhere soziale Kompetenz der Bewerberinnen und Bewerber an. 13 Betriebe (42 Prozent) wünschen sich von diesen eine höhere schulische Qualifikation. Sechs Betriebe (26,1 Prozent) würden wieder ausbilden, wenn es aus ihrer Perspektive verstärkte Unterstützungsmöglichkeiten für leistungsschwächere Auszubildende gäbe, vier Betriebe (12,9 Prozent) unter der Prämisse eines verlässlicheren Berufsschulunterrichts.