Bremer Handwerk freut sich über Deutsche Meisterinnen und Meister

Abschlussfoto Deutsche Meisterschaft im Handwerk

Drei junge Fachkräfte aus Bremen sind in ihren Berufen die besten Nachwuchs-Handwerkerrinnen und -handwerker Deutschlands. Bei der offiziellen Preisverleihung der Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills 2023 im bcc Berliner Congress Center, haben die Metallblasinstrumentenmacherin Thea Buchholz, Fahrzeuglackiererin Lenina Gruis und Bootsbauer Paul Pundt ihre Preise entgegen­genommen. Insgesamt wurden 113 junge Ausnahmetalente ausgezeichnet.

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), gratulierte den Bundessiegerinnen und Bundessiegern: „Diese kommende Generation junger Fachkräfte macht greifbar, wie viel Exzellenz im Handwerk steckt: Mit viel Ehrgeiz und noch mehr Leidenschaft haben sie sich in Europas größtem Berufswettbewerb unter den besten Absolventinnen und Absolventen ihres Ausbildungsjahrgangs durchgesetzt.“

Die Handwerkskammer Bremen wertet die Auszeichnung der drei ehemaligen Auszubildenden als großen Erfolg für das Bremer Handwerk. Präses Thomas Kurzke sagt: „Dass in diesem Jahr gleich zwei Bundessiegerrinnen und ein Bundessieger aus Bremen kommen, ist auch ein Beleg für die hervorragende Ausbildung, die hier geleistet wird. Damit steht Bremen auch im Vergleich zu den großen Bundesländern, aus denen naturgemäß wesentlich mehr Auszubildende bei der Deutschen Meisterschaft antreten, sehr gut da. Große Anerkennung verdienen die Gewinnerinnen und Gewinner, aber auch deren Ausbildungsbetriebe.“

Handwerkerin baut „Werkstücke mit Seele“

Thea Buchholz hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Seit ihrem neunten Lebensjahr spielt sie leidenschaftlich Posaune. Nach dem Abitur in Nordrhein-Westfalen begann sie 2020 die Ausbildung zur Metallblasinstrumentenmacherin beim Bremer Handwerksbetrieb Thein Brass. Auf die Idee, sich in der Hansestadt zu bewerben, ist sie durch einen Zufall gekommen. Im Internet stieß sie auf ein Instrument, das selbst in gebrauchtem Zustand 2.000 Euro teurer war als neue Posaunen, die sie bis dato als oberste Qualitätsklasse kannte. So kam Thea Buchholz, die eine Leidenschaft für Alte Musik (vor 1750) hat, schließlich zur Ausbildung nach Bremen. Ihre Leidenschaft für ihren Beruf beschreibt die 21-Jährige folgendermaßen: „Ich stelle etwas her, was am Ende eine Seele hat.“

Nach dem großen Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk liegt ihr eine Botschaft besonders am Herzen. „Während der Ausbildungszeit habe ich mich dazu entschlossen, meine Transidentität ganz offiziell zu machen. Das hat mir viel Kraft gegeben und ich konnte mich dadurch ganz auf die Ausbildung konzentrieren. Ohne diesen Schritt hätte ich die Meisterschaft mit Sicherheit nicht gewonnen.“

Freude über glückliche Kunden

Lenina Gruis hat den Titel als beste ­Nachwuchs-Fahrzeuglackiererin Deutschlands gewonnen. Gelernt hat die 22-Jährige ihr Handwerk bei der BMW-Niederlassung Bremen. Auch bei ihr führte das Hobby zum Beruf. Die Motorradfahrerin hatte schon immer Freude daran, Fahrzeuge technisch und optisch zu verändern. Schon während der Ausbildung gestaltetet sie ihre KTM von einer klassischen Enduro-Maschine zu einem Supermoto um. An ihrem Beruf schätzt sie die viele Abwechslung. „Mich erwartet jeden Tag eine neue Herausforderung. Und es ist einfach toll, wenn man die Kunden glücklich machen kann, zum Beispiel mit einem frisch lackierten Oldtimer.“ Nach Bremen ist die gebürtige Ostfriesin auch gekommen, um Großstadtluft zu schnuppern. Jetzt hat es sie wieder in die Heimat gezogen. „Ich bin ein Familienmensch“ sagt Lenina Gruis.

Nach der Ausbildung in die Projekt­leitung

Hobbys spielten auch bei der Berufsentscheidung von Paul Pundt eine entscheidende Rolle. Der Bootsbauer fährt in seiner Freizeit gerne zum Kitesurfen oder wedelt mit dem Snowboard Berghänge herunter. Die dafür nötigen Sportgeräte kann er dank seiner Ausbildung beim Bremer Unternehmen Greenboats jetzt selber herstellen. Denn das Bootsbauer-Handwerk umfasst nicht nur die Herstellung, Reparatur und Pflege von Wasserfahrzeugen, sondern je nach Betrieb auch zahlreiche andere Aufträge. Genau das ist es, was der 24-Jährige an seinem Beruf schätzt. An einem Tag arbeitet er mit Holz, an anderen Tagen mit Aluminium, Kunststoffen oder – wie bei Greenboats – mit Naturwerkstoffen wie Flachs. Daraus hat er sofort nach seiner Ausbildung als Projektleiter ein neun Meter langes Regatta-Segelboot gebaut, das auch schon in einer bekannten Fachzeitschrift vorgestellt wurde. „Ich liebe die Vielschichtigkeit an meinem Beruf, man kann immer etwas dazulernen. Das Handwerk ist einfach meine Welt“, sagt er.

Etwas dazulernen möchten alle drei Bremer Bundessiegerinnen und -sieger. Durch ihren Erfolg haben sie die Chance auf ein Weiterbildungsstipendium, das sie unter anderem für ihre Meisterausbildung nutzen können.

Die Deutsche Meisterschaft im Handwerk (DMH) – German Craft Skills ist in Deutschland und Europa einzigartig: In über 130 Gewerken messen sich in bis zu vier aufeinander aufbauenden Ebenen die besten Absolventinnen und Absolventen einer beruflichen Ausbildung. Das heißt: Mehr als 3.000 Jugendliche starten deutschlandweit in den Wettbewerb um den Bundestitel in ihrem Gewerk.

Die DMH steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Ausrichter der Deutschen Meisterschaft im Handwerk und des Wettbewerbs „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“ sind der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk. Dabei werden sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt.

Gestartet wird auf der Innungs- oder Kammerebene: Die besten Prüflinge des Jahres messen sich in praktischen Aufgaben: Dabei gilt es, das ganze Können der Ausbildung abzurufen und das eigene Handwerk unter Zeitdruck zur Perfektion zu bringen. Schon auf der darauffolgenden Landesebene können sich die Siegerinnen und Sieger für ein Weiterbildungsstipendium bewerben, das sie in ihrer Bildungskarriere fördert, etwa bei der Meisterausbildung. Zusätzlich können sich die rund 900 Landessiegerinnen und -sieger in den Bundeswettbewerben messen, die die Fachverbände ausrichten.