Frauen im Handwerk sind in vielen Gewerken immer noch eine Seltenheit – auch bei den Auszubildenden. Eine Ausnahme bildet die Firma Ritschel + Schick Gebäudetechnik GmbH in Bremerhaven. In dem Betrieb sind drei von vier Auszubildenden zum Anlagenmechaniker junge Frauen. „Wir haben da nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ausbilder Uwe Brexendorf.
Für Franziska Otten war es schon immer klar, dass sie nach der Schule etwas Handwerkliches lernen möchte. Als sie in der zehnten Klasse die Berufsinformationsmesse in der Bremerhavener Stadthalle besuchte, kam sie ins Gespräch mit einem damaligen Auszubildenden der Firma Ritschel + Schick.
Als Obermeister der Innung Sanitär- und Heizungstechnik Bremerhaven-Wesermünde ist Firmeninhaber Dirk Ritschel dort seit Jahren regelmäßig mit einem Stand der Innung vertreten, um für seinen Beruf zu werben. Für Franziska Otten eine gute Gelegenheit, einen Platz für ihr Pflichtpraktikum zu suchen. „Bei Ritschel + Schick passte es und so bin ich dann hier gelandet“, sagt die 20-Jährige, die mittlerweile kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung steht. Auch ihre Mitschülerin und Freundin Leonie Kasparek machte zur selben Zeit ein Praktikum bei Ritschel + Schick. Eigentlich hatte sie Erzieherin werden wollen, aber keinen Praktikumsplatz gefunden – „bei mir war es also ein bisschen Zufall“, sagt Leonie Kasparek. Nach dem Praktikum bewarben sich beide Frauen um einen Ausbildungsplatz bei Ritschel + Schick und wurden genommen. Von den durchweg männlichen Gesellen wurden beide von Anfang an gut aufgenommen – „hier gibt es ein gutes Miteinander“, betonen die beiden. „Wenn es anfangs Vorurteile gab, haben die Kollegen sie für sich behalten“, sagen sie. Zudem wurden die jungen Frauen von Beginn an gut eingebunden. „Wir durften auch anfangs schon viel machen, andere in unserer Berufsschule mussten damals erst mal immer aufräumen.“
Auch Leonie Kasparek steckt mittlerweile in den Abschlussprüfungen. Den Schritt ins Handwerk haben beide bislang nicht bereut. „Es macht Spaß und man sieht am Abend, was man geschafft hat“, sagen sie. Noch frisch im Team ist Sophia Krause. Die 21-Jährige hat ihre Ausbildung im vergangenen Jahr begonnen. Dass es eine Handwerksausbildung sein soll, war auch für sie schon lange klar. Da sie Leonie und Franziska aus der Schule kannte und von ihren guten Erfahrungen mit ihrem Ausbildungsbetrieb gehört hatte, bewarb sie sich ebenfalls – und wurde genommen.
Ausbilder Uwe Brexendorf ist sehr zufrieden mit den drei weiblichen Auszubildenden. „Ich bin ganz ehrlich, ganz zu Anfang als die ersten beiden Mädels anfingen, war ich skeptisch, ob sie es schaffen“, gibt er zu. Mittlerweile ist er jedoch sicher, dass Anlagenmechaniker auch ein guter Beruf für Frauen ist. Tatsächlich stelle er fest, dass sie besonders gründlich und zuverlässig sind. „Ich glaube, Frauen geben sich mehr Mühe“, sagt er. Insgesamt wirke sich die Anwesenheit von Frauen im Betrieb günstig aus, es herrsche ein anderer Ton. Auch die Kunden fänden es in der Regel toll, wenn eine Frau im Team sei. „Sehr viele freuen sich total, wenn sie uns sehen“, bestätigt Franziska Otten. Und wenn doch mal ein dummer Spruch kommt, dann lächelt sie den einfach weg, denkt sich ihren Teil – und erledigt mit Kompetenz ihren Job.