Neue Aussichten bei der Vollversammlung

Sprichwörtlich neue Aussichten haben sich den Mitgliedern der Vollversammlung der Handwerkskammer Bremen bei ihrer jüngsten Sitzung geboten. Das Parlament des bremischen Handwerks traf sich Anfang Dezember in der neuen Zentrale der Zech Group SE am Europahafenkopf in der Überseestadt.

Nach der Begrüßung durch Kurt Zech, geschäftsführender Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender der Zech Group SE, ging Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke auf die derzeitigen und künftigen Herausforderungen für das Handwerk ein. Auch das Handwerk spüre mittlerweile die aktuell schwierige Situation der Gesamtwirtschaft. Nötige Veränderungen würden auch am Handwerk nicht spurlos vorübergehen. Was jetzt gebraucht werde, sein ein „langfristiges Konzept für die Firma Deutschland, das über die Wahlperiode von vier Jahren hinausreicht“.

Mit Blick auf Bremen und Bremerhaven widmete sich Kurzke unter anderem dem Thema berufliche Bildung. Die Handwerkskammer begleite die Idee eines Campus‘ für Aus- und Weiterbildung für Transformation und Innovation im Bereich Klimaschutz mit Wohlwollen. Allerdings brauche sie innerhalb des ersten Quartals 2025 konkrete Auskünfte darüber, wie die handwerklichen Berufe in den Campus integriert werden könnten. Anderenfalls werde sie mit den Modernisierungsplänen für ihr eigenes Kompetenzzentrum Handwerk gGmbH im Gewerbegebiet Utbremen fortfahren. Positiv bewertete Kurzke die Pläne des Bremer Senats, die Bauvorschriften zu entschlacken und dem bundesweit geltenden Standard anzugleichen. 

Auf das Thema berufliche Bildung ging auch Hauptgeschäftsführer Andras Meyer ein. Große Sorge bereite der Handwerkskammer zurzeit der teilweise Rückzug des Landes Bremen aus der Finanzierung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Getragen werden sollen die gesetzlich vorgeschriebenen Lehrgänge vom Bund, vom jeweiligen Land und von den Ausbildungsbetrieben. Nachdem das Land bereits in diesem Jahr fast eine Viertelmillion Euro weniger zur Verfügung gestellt hatte als beantragt, wird es auch im kommenden Jahr seinem Drittel-Anteil nicht erfüllen. Der Minderbetrag muss, so Andreas Meyer, letztlich von den Ausbildungsbetrieben getragen werden. Hinzu komme, das 2025 bewährte Maßnahmen zur Berufsorientierung und Ausbildungsbegleitung nicht weiter finanziert würden. Alles zusammen stünde dem Bremer und Bremerhavener Handwerk damit rund eine Million Euro weniger Mittel für die Ausbildung zur Verfügung. Durch den teilweisen Rückzug des Landes aus der ÜLU-Finanzierung drohe außerdem der Wegfall des Anteils, den der Bund für Bremen oder womöglich sogar für die handwerklichen Bildungsstätten in allen anderen Bundesländern zahle.

Bremens Finanzsenator Björn Fecker nahm die Kritik an der nicht ausreichenden ÜLU-Finanzierung durch das Land Bremen mit. Bei der gesellschaftlichen Anerkennung der dualen Ausbildung stellte er einen gewissen Wandel zum  Positiven fest.

Als Gastredner des Abends sah sich der Bremer Finanzsenator Björn Fecker mit diesen Befürchtungen konfrontiert. Im Hinblick auf die Haushaltslage erklärte er, dass Bremen nach den Krisen der vergangenen Jahre nun zur klassischen Haushaltsführung zurückkehre, Kreditaufnahmen wie in den vergangenen Jahren seien nicht möglich. Dennoch sollten die Mittel für den Bildungsbereich um 98 Millionen aufgestockt werden.

Fecker betonte seine Wertschätzung gegenüber dem Handwerk als wichtige Säule der Bremer Wirtschaft. Gemeinsam müssten Politik und Handwerk daran arbeiten, den Wert der dualen Ausbildung nach vorne zu stellen. Bei deren Wahrnehmung in der Gesellschaft stellte er einen gewissen Wandel zum Positiven fest.

Nachdem Dominik Jacob bei der vorvergangenen Vollversammlung zum neuen Arbeitgebervizepräses der Handwerkskammer gewählt worden war, sprach er nun zum zweiten Mal in dieser Position zu den Vollversammlungsmitgliedern. Dabei rief die Handwerksbetriebe in Bremen und Bremerhaven dazu auf, sich weiterhin bei der Ausbildung jungen Menschen zu engagieren.