Gastbeitrag von Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Das Handwerk ist für Bremen weit mehr als nur eine wichtige Branche: Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Wirtschaft und unseres Stadtlebens. Mit 5.500 Betrieben und über 31.000 Beschäftigten schafft das Handwerk nicht nur Wertschöpfung, sondern prägt auch die Lebensqualität in unseren Stadtteilen. Diese Bedeutung verpflichtet uns, die richtigen Rahmenbedingungen zur Sicherung und Weiterentwicklung des Handwerks am Standort Bremen zu schaffen – besonders bei der Bereitstellung geeigneter Gewerbeflächen.
Dabei denken wir das Handwerk in allen flächenbezogenen Strategien von Anfang an mit. Ein zentraler Meilenstein war die Entwicklung des Strategiepapieres „Roter Teppich für goldenen Boden“. Gemeinsam mit der Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen und weiteren Partnern haben wir eine Grundlage geschaffen, um die Bedarfe des Handwerks gezielt in den Fokus zu nehmen.
Die Ergebnisse sind sichtbar: Von der Bestandsentwicklung bestehender Gewerbegebiete bis hin zu großen Neuerschließungen wie im Bremer Industrie-Park oder im Gewerbepark Hansalinie achten wir darauf, kleinteilige Flächen für Handwerksbetriebe zu schaffen. So konnten allein im Bremer Industrie-Park über zehn Grundstücke speziell für kleinere Betriebe hergerichtet werden, und ein Handwerkercampus bietet Raum für weitere kleinteilige Unternehmen. Gleichzeitig nehmen wir mit Projekten wie Nußhorn, Steindamm und Reedeich auch die Zukunft in den Blick und schaffen zusätzliche Kapazitäten für das Handwerk.
Unsere Ansätze greifen ineinander. Während wir mit gezieltem Gebietsmanagement bestehende Gewerbeflächen zukunftsfähig weiterentwickeln, stehen mit neuen Konzepten wie der „Produktiven Stadt“ auch innovative Ansätze im Vordergrund. Mit der Strategie „Neue Orte der Produktiven Stadt“ (NOPS) fördern wir die Umwandlung von Brachflächen in moderne, gemischt genutzte Quartiere, in denen Arbeiten, Wohnen und urbane Produktion miteinander verbunden werden. Ein Modell, das auch für handwerkliche Betriebe neue Perspektiven eröffnet.
Die Bestandsentwicklung spielt dabei eine zentrale Rolle. In Gewerbegebieten wie Utbremen, der Riedmann-/Reiherstraße oder der Seumestraße sorgen Gebietsmanagerinnen und -manager dafür, dass die Anforderungen von Handwerksbetrieben an Infrastruktur, Verkehrsanbindung und grüne Gestaltung frühzeitig berücksichtigt werden. So bleiben diese Standorte nicht nur attraktiv, sondern bieten Raum für Wachstum und Innovation.
Um Betriebe bei der Suche nach passenden Standorten zu unterstützen, haben wir den Immobilienfinder der WFB etabliert, der eine gezielte und unkomplizierte Flächensuche unter Einbindung privater Immobilien ermöglicht.
Auch im Kämmerei-Quartier nehmen wir die Bedarfe des Handwerks in den Blick. In enger Nachbarschaft zur beruflicher Ausbildung und Qualifizierung können hier Flächen im Eigentum der Stadt gezielt für handwerkliche Betriebe genutzt werden. Ab 2026 werden weitere Gewerbeflächenpotenziale am Standort entwickelt – ein weiteres Beispiel für die konkrete Umsetzung unserer Strategie.
Das Handwerk ist ein zentraler Teil der Bremer Wirtschaft und Gesellschaft. Es verdient nicht nur unsere Anerkennung, sondern auch unser Engagement. Mit klaren Strategien, innovativen Ansätzen und einem entschiedenen Fokus auf ihre Bedarfe schaffen wir die Grundlage dafür, dass Handwerksbetriebe in Bremen auch in Zukunft erfolgreich arbeiten können – und Bremen selbst davon profitiert.

Standpunkt: Handwerk begrüßt Entwicklung / Skepsis bei gemischten Gebieten
Seit Jahren setzen sich die Kreishandwerkerschaft und die Handwerkskammer Bremen dafür ein, dass die meist kleinen Handwerksbetriebe in der Hansestadt geeignete Gewerbeflächen vorfinden, auf denen sie sich weiterentwickeln können. Oft sind es nicht die großen Grundstücke, die beim Blick auf den Stadtplan sofort ins Auge fallen. Meistens benötigen Handwerksbetriebe Flächen von bis zu 2.500 Quadratmetern. Kreishandwerksmeister Matthias Winter hat sich während der vergangenen Jahre intensiv dafür eingesetzt, dass sie ein entsprechendes Angebot vorfinden. Mittlerweile stellt er eine Verbesserung fest.
„Es freut mich, dass unsere Bemühungen Früchte tragen und das Flächenangebot für Handwerksbetriebe langsam größer wird. Für Handwerkerinnen und Handwerker spielt die Nähe zu ihren Kunden eine wichtige Rolle. Neue Flächen innerhalb der Stadt tragen deshalb dazu bei, dass sie hier auch eine langfristige Perspektive für sich entwickeln können“, so Matthias Winter. Gleicher Meinung ist Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen: „Auch in einem stark von der Industrie und der Logistik geprägten Wirtschaftsstandort braucht es genügend Entfaltungsspielraum für das Handwerk, nicht zuletzt wegen dessen wichtiger Funktion als Dienstleister für große Unternehmen. Zu diesem Entfaltungsspielraum gehört selbstverständlich auch ein ausreichendes Angebot an kleineren Gewerbeflächen.“
Mit etwas Skepsis betrachtet Matthias Winter hingegen die Entwicklung der vorhandenen Brachflächen zu Gebieten für die gemischte Nutzung. Die dort vorhandenen Flächen würden zu häufig durch große Investoren vermarktet und lediglich zur Miete angeboten, beispielsweise als Teil von Handwerkerhöfen.