Die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven, die Handelskammer und die Handwerkskammer haben die Ausbildungsmarktbilanz für das abgelaufene Berufsberatungsjahr 2023/2024 vorgestellt. Einig waren sie sich darin, dass die Firmen sich mit großem Engagement für die Ausbildung einsetzen. Es werde schwieriger, geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden.
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven, sagte: „Obwohl das abgelaufene Geschäftsjahr der Berufsberatung einen deutlichen Rückgang gemeldeter Ausbildungsplätze ausweist, gab es dennoch bezogen auf die Stadt Bremen rechnerisch fast 1.000 offene Ausbildungsplätze mehr als in Bremen gemeldete Ausbildungsplatzbewerber. Der Rückgang der gemeldeten Ausbildungsplätze im abgelaufenen Berufsberatungsgeschäftsjahr resultiert zu einem hohen Anteil aus der Abnahme des gemeldeten Angebotes der städtischen Ausbildungsgesellschaften in Bremen und Bremerhaven.“
In Bremerhaven stelle sich die Lage anders dar. Dort übersteige die Ausbildungsplatznachfrage das Ausbildungsangebot seit Jahren. Ossmann: „Durch die vielfältigen Aktivitäten der Berufsberatung im Rahmen der Jugendberufsagenturen in Bremen und Bremerhaven ist es in Bremen gelungen, die Zahl unversorgten Jugendlichen und offenen Stellen unter das Niveau des Vorjahres zu senken. In Bremerhaven gab es aufgrund zunehmender Passungsprobleme trotz des eingeschränkten Ausbildungsplatzangebotes am Ende des Geschäftsjahres etwas mehr unbesetzte Stellen und unversorgte Jugendliche.“ Im Rahmen der Ausbildungsgarantie werde allen bisher unversorgten Jugendlichen ein Angebot gemacht.
Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, sieht mit 988 eingetragenen Ausbildungsverträgen im Handwerk nahezu das gleiche Niveau wie im Vorjahr (2023: 999 Ausbildungsverträge) erreicht. Für die Stadt Bremen weist die Statistik 785 neue Ausbildungsverträge aus, ein Plus von einem Prozent. In Bremerhaven wurden 19 Verträge weniger eingetragen.
In den Bau- und Ausbaugewerken trug die Kammer bis Ende Oktober für beide Städte insgesamt 160 neue Ausbildungsverträge ein, ein Minus von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im zahlenmäßig großen Gewerk Maler und Lackierer liegt die Statistik mit 60 Ausbildungsverträgen fast auf Vorjahresniveau (61). Im Dachdecker-Handwerk verzeichnete die Kammer mit 32 Verträgen fünf Verträge weniger als 2023 (minus 14 Prozent).
Ein Plus von elf Prozent gab es im Kammerbezirk im Beruf Kfz-Mechatroniker. Insgesamt 165 junge Menschen haben sich für diesen Beruf entschieden. In zwei Berufen, die für das Erreichen der Klimaschutzziele eine zentrale Rolle spielen, verzeichnet die Handwerkskammer schon seit Jahren einen deutlichen Fachkräftemangel. Entsprechend groß ist das Angebot der Betriebe an Ausbildungsplätzen. Diese können aber nicht vollständig besetzt werden. Im Beruf Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik haben die Betriebe in Bremen und Bremerhaven 99 Ausbildungsverträge geschlossen, acht weniger als im Vorjahr. Im Beruf Elektroniker wurden mit 118 Verträgen vier Verträge mehr als 2023 abgeschlossen.
Einen deutlichen Zuwachs verzeichnet die Kammer beim Friseurhandwerk. Während sie im vergangenen Jahr 63 Ausbildungsverträge eingetragen hat, waren es bis Ende Oktober dieses Jahres 85.
„Um morgen die so dringend benötigten Fachkräfte zu haben, bräuchten wir heute noch viel mehr Auszubildende.“
Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen
Andreas Meyer: „Auch vor dem Hintergrund schlechter Prognosen für die Gesamtwirtschaft und einer allgemein pessimistischen Stimmung bleiben die Ausbildungszahlen im Handwerk auf dem Niveau der Vorjahre. Das zeigt, dass das Handwerk mit seinen regional verwurzelten Betrieben auch in schwierigen Zeiten eine verlässliche Bank am Ausbildungsmarkt ist. Trotzdem können uns die Zahlen nur bedingt zufriedenstellen. Der demografische Wandel und die enormen Aufgaben im Zuge der technischen Transformation unserer Lebenswelt erfordern ein deutliches Wachstum bei der Ausbildung. Um morgen die so dringend benötigten Fachkräfte zu haben, bräuchten wir heute noch viel mehr Auszubildende. Das zeigt sich auch daran, dass die Betriebe nicht alle ihre Stellen besetzen können. Ein wichtiger Grund dafür ist der Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern.“
Zum Start des Ausbildungsjahres Anfang August konnten laut der Handwerkskammer 159 Ausbildungsstellen nicht besetzt werden, viele davon in den besonders klimaschutzrelevanten Gewerken Elektro und Sanitär-Heizung-Klima. Großer Bewerbermangel herrscht auch im Lebensmittelhandwerk. Deshalb hat die Kammer gemeinsam mit vier Betrieben aus Bremen und Bremerhaven ein Projekt angeschoben, bei dem junge Menschen aus Indien zur Ausbildung an die Weser kommen.
Michael Zeimet, Geschäftsführer und Leiter Aus- und Weiterbildung bei der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, zog für den Bereich der Handelskammer Bilanz: „Bei der Handelskammer sind im Land Bremen 3.528 neue Ausbildungsverträge registriert. Nach einem deutlichen Zuwachs von rund acht Prozent im Vorjahr entwickelt sich die Zahl der Neuverträge für den Ausbildungsbeginn 2024 recht konstant und liegt aktuell rund ein Prozent unter dem Niveau von 2023.“ Eine Umfrage der Handelskammer im Frühjahr dieses Jahres habe ergeben, dass rund die Hälfte der befragten Unternehmen nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnte. Häufig fehlten geeignete Bewerbungen.
Die Bereitschaft der Unternehmen, auch Jugendlichen eine Chance zu geben, die nicht über alle notwendigen Voraussetzungen verfügen, führe zu einem deutlich erhöhten Bedarf an Begleitung und Unterstützung während der Ausbildung. Die Kammer stehen Betrieben und Auszubildenden mit zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen zur Seite.